Das Osterfest in Timor-Leste
Bericht von Lisa Schromm aus Bertoldshofen, die für Misereor in Timor arbeitet. |
Aschermittwoch
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Foto 2: Wir leben, lachen, diskutieren, kochen, tanzen und vieles mehr zusammen. Wir sind wirklich sehr, sehr, sehr gute Freunde geworden. |
Die FastenzeitEigentlich sind die meisten Dinge hinsichtlich der Kirche in Timor-Leste und Deutschland gleich. Manchmal sogar die Melodien und Inhalte der Kirchenlieder. Während der Fastenzeit wird haupstächlich mittwochs und freitags gefastet. Ein paar Timoresen aßen an diesen Tagen nur einmal täglich Reis. Auch durfte kein Fleisch gegessen und kein Alkohl getrunken werden. Das Fasten wird meiner Einschätzung nach, trotz der riesigen Zahl an gläubigen Christen (ca. 98%) recht individuell gehalten. Während der Fastenzeit findet außerdem jeden Mittwoch und Freitag ein „Viasakra“ statt. Dort werden die 14 Stationen Jesus‘ Leid zelebriert. Das besuchten wir allerdings nur zwei Mal. Während der Fastenzeit wurde von meinen Freundinnen, Arbeitskolleginnen, etc. immer wieder betont, dass nun die Zeit herrscht, in der man anderen Menschen besonders helfen muss, in der Gott eventuell spezielle Hürden und Aufgaben stellt, in der die Geduld getestet wird, in der man sich mit anderen Menschen vertragen muss, etc… Das Beichten und eine Belehrung: „Retiru“Einmal während der Fastenzeit muss jeder Christ seine Sünden vor Gott beichten. Sollte man während der Fastenzeit nicht gebeichtet haben, darf man streng genommen nicht am Osterfest teilnehmen. Vor dem Beichtgeständins erhält man auch eine Belehrung über den Glauben von einer Nonne, einem Priester oder einem Bruder. Außerdem wird der Kreuzweg zelebriert. Abschließend wird eine gemeinsame Messe gefeiert. Dieser Tag wird zusammengefasst „Retiru“ genannt und wird von jeder größeren Organisation/ Arbeitgeber (wie z.B. das CTID), jeder Schule und jedem Stadtbezirk bzw. Dorf organisiert, angeboten und zelebriert. PalmsonntagDer Einzug Jesus‘ in Jerusalem wird auch in Timor-Leste ähnlich wie in Deutschland gefeiert. Misa KrizmalAm Mittwoch den 17.04.2019 begannen unsere Osterferien im CTID. An diesem Tag sind wir (meine Mitfreiwillige Leonie, unsere Mentorin Izha und vier befreundete Arbeitskolleginnen) nach Dili und von Dili nach Gleno (einer Stadt im Bezirk Ermera) gefahren. In Gleno haben wir uns von unseren Arbeitskolleginnen getrennt. Vier andere Freundinnen kamen zu uns dazu und gemeinsam ging es auf den Berg putty download , in das gleichnamige Dorf Ermera, wo es wirklich kalt ist. So ähnliche Temperaturen wie in Deutschland bin ich nicht mehr gewöhnt. Dort verbrachten wir dann das Osterfest und durften bei den Canossaschwestern leben. In dieser Community lebt auch Madre Maria (die ehemallige Direktorin des CTID’s, die das CTID im Dezember 2018 verlasste). Auf Grund unserer Reise sind wir an diesem Tag nicht in die Kirche. Deshalb kann ich nichts zur Messe sagen. Gründonnerstag/ Das letzte AbendmahlDonnerstags halfen wir dann den Schwestern, putzten, kochten, bügelten, pflückten Blumen, bereiteten die Grutte vor, an der die Kirche stattfand, etc. KarfreitagUm 5:30 Uhr ging es in die Kirche, um zu beten. In der Kirche wurde die ganze Nacht durchgebetet. Die Zeiten wurden im Dorf/ unter den Menschen selbst eingeteilt. Wir bekamen das Glück erst um 5:00 aufstehen zu müssen. Mir wurde erklärt, dass wenn der Glaube stark genug ist, man keine Schmerzen „als Jesus“ spüre. Am Nachmittag ging es dann noch einmal in die Messe. Wie auch in Deutschland spielte dort keine Orgel und läuten keine Glocken mehr. Jeder Messenbesucher küsste einmal die Figur des gekreuzigten Jesus. Man konnte schon irgendwie die Anspannung an diesem Tag spüren. Foto 3 & 4: |
SamstagAuch hier halfen wir tagsüber wieder beim kochen, bügeln, Messe vorbereiten, etc. Foto 5: Eine gut befreundete Arbeitskollegin, die mit uns gemeinsam Ostern in Ermera verbrachte.
Als wir acht uns aufteilten, um schlussendlich mehr oder weniger gute Pläze zu finden war alles finster. Der Priester begann die Messe. Es durften keine Handys leuchten. Dann flog ein Engel vom Himmel mit einem kleinen Feuer in der Hand. Diese Konstelation wurde am Vormittag viele Stunden von etlichen jungen Männern aufgebaut. Dieser Engel entfachte dann das große Lagerfeuer in der Mitte des Platzes. Von diesem gesegneten Feuer, welches Jesus‘ Auferstehung symolisiert, wurde die Osterkerze und anschließend all unsere kleinen Kerzen angezündet. Die Messe war größtenteils genau wie in Deutschland. Man musste lange stehen, lange und oft knien, es wurde viel gesungen, … Anstatt das Osterlicht aber mit nachhause zu nehmen wurden die Kerzen beim Lesen der Lektüren wieder ausgelöscht. Als das Wasser geweiht wurde und darauf folgend auch wir Menschen mit unseren Wasserflaschen wurden die Kerzen wieder angezündet und darauf folgend wieder ausgeblasen. Nach rund 4 Stunden war die Messe vorbei (ca. 8:30–23:30 Uhr).
Foto 6: Christus ist auferstanden! Das Feuer in der Mitte des Platzes von dem auch, wie in Bertoldshofen (meinem Heimatdorf) die Osterkerze und somit alle kleine Kerzen angezündet werden. Früher in Bertoldshofen war es auch üblich über das Feuer zu springen, was in Timor-Leste glücklicherweise nicht ausgeübt wird.
Wieder in der Community der Schwestern angekommen wurde ein Abendsnack von der Köchin vorbereitet. Auch in Timor gab es dann je ein gekochtes Ei zum Essen. Den Grund dafür konnte mir die Schwester aber nicht genau erklären. Danach sind wir alle platt ins Bett gefallen. |
OstersonntagUm 8:30 stand nocheinmal Messe auf dem Programm. Dieses Mal mit nicht ganz sooo vielen Menschen wie am Samstag Abend. Dennoch sehr, sehr feierlich. Danach wurden wir acht von einem Frater eingeladen die wunderschöne Residenz der Pfarrei mit ihrem einmaligen Ausblick zu besuchen. Am Nachmittag gingen vier unserer Freundinnen zurück nach Dili. Wir restlichen vier und Madre Maria durften zusammen mit zwei Einheimischen in ein ca. 2,5 Kilometer entferntes Dorf gehen, um dort einen wunderschönen Ausblick und Nachmittag zu genießen. Ermera’s Natur ist ganz anders als in Baucau. Ermera ist DIE Kaffeeregion Timor-Leste’s. Reisfelder kann man nicht finden. Am Abend wurden wir dann von den angefreundeten Fratern und Dorfbewohnern eingeladen eine kleine Feier als Dankeschön fürs Helfen bei den Messvorbereitungen mit zu feiern. Und so wurde abschließend gemeinsam gegessen und getanzt.
Foto 7: Hier sieht man den festlich geschmückten Altar der Grutte, um den die Messen an Ostern stattfanden. Von Links: Biin Izha = unsere Mentorin, Madre Abe, Mana Merry = eine befreundete Arbeitskollegin, Mana Juvita = eine Freundin, sie absolvierte das Training im CTID 2018, ich, Mana Dulce = die kleine Schwester von Madre Maria und nun eine unserer Freundinnen, Leonie und Madre Maria. Ostermontag……ist in Timor-Leste kein Feiertag mehr und so ging es wieder zurück nach Baucau. AllgemeinesIch möchte darauf hinweisen, dass all mein Beschriebenes nur meine ganz persönliche Eindrücke und Erlebnisse sind. Andere Menschen sehen dies alles sicherlich ganz anders. Ich komme aus einem kleinen Dorf in Bayern. Dort sind die Bräuche und Sitten sicherlich ganz unterschiedlich im Gegensatz zu dem anderen Teilen Deutschlands und auch der Welt. Lisa Schromm |