Menschenfischer

JuGo der Pfadfinder Marktoberdorf

Men­schen­fi­scher — ein inter­es­san­tes The­ma für einen Jugend­got­tes­dienst. Die Pfad­fin­der stell­ten anschau­lich dar wie man mit den rich­ti­gen “Ködern” Men­schen für Jesus begeis­tern “angeln” kann.

In einem Inter­view ver­tief­ten Dia­kon Elmar Schmid und Kaplan Micha­el Schmid das Thema:

Repor­ter vom All­gäu­ex­press: „Guten Abend, Herr Kaplan! Viel­leicht erin­nern Sie sich: Wir haben ihnen ange­bo­ten, dass wir über das Evan­ge­li­um als Son­der­aus­ga­be einen Bei­trag bringen.
Im heu­ti­gen Evan­ge­li­um sagt Jesus: Folgt mir nach, “Ich wer­de euch zu Men­schen­fi­schern machen. Von Men­schen­fi­schern habe ich noch nie was gehört, wohl von Men­schen­fres­sern. Was meint Jesus damit?”

Kaplan: „Das ist ganz ein­fach. Ein Men­schen­fi­scher ist einer, der Men­schen für Jesus gewin­nen will.“

Repor­ter: „Aber war­um aus­ge­rech­net das Bild vom Fischer, vom Men­schen­fi­scher? Hängt das viel­leicht damit zusam­men, dass die Chris­ten frei­tags nur Fisch essen?”

Kaplan: „Nein, natür­lich nicht. Das hängt zunächst damit zusam­men, dass die ers­ten Jün­ger Jesu, Petrus, Andre­as, Jako­bus, Johan­nes, Fischer am See Gene­za­reth waren. Dar­um hat Jesus die­ses Bild vom Fischer wohl auf­ge­grif­fen und hat dar­aus das Bild­wort vom Men­schen­fi­scher gemacht.“

Repor­ter: „Ja aber Herr Kaplan, das ist aber doch ein Bild, das heu­te nie­mand mehr ver­steht oder?“

Kaplan: „Viel­leicht, aber wenn man dar­über nach­denkt, dann hat der Beruf eines Fischers viel mit einem Jün­ger gemein­sam, der Men­schen für Jesus gewin­nen will.

Fischer wer­fen das Netz aus und fan­gen auf ein­mal vie­le Fische ein.

Und es gibt Men­schen­fi­scher, die bekom­men von Gott ein Netz in die Hand gedrückt. Wenn sie das Netz aus­wer­fen, kön­nen auch sie auf ein­mal ganz vie­le Men­schen für Jesus gewin­nen. Da fällt mir der hl. Apos­tel Petrus ein. Als er ein­mal zu Pfings­ten gepre­digt hat, haben sich 3000 Men­schen bekehrt.“

Repor­ter: „Es geht also dar­um, mög­lichst vie­le Fische zu fan­gen? Oder mög­lichst vie­le Men­schen für Jesus zu gewinnen?“

Kaplan: „Nicht nur; die meis­ten bekom­men von Gott nicht ein Netz in die Hand gedrückt, son­dern eine Angel. Und mit einer Angel kannst Du immer nur einen Fisch nach dem ande­ren fangen.“

Repor­ter: „Das scheint mir aber doch ganz schön schwierig?“

Kaplan: „Ja, als Ang­ler muss man schon ein paar wich­ti­ge Regeln beachten.

Wenn man Fische fan­gen will, dann muss man dahin­ge­hen, wo Fische sind. In einem Wei­her, wo kei­ne Fische sind, wirst du auch kei­ne fangen.
Du musst dahin gehen, wo Fische sind. Das gilt auch, wenn man Men­schen für Jesus gewin­nen will. Man muss da hin­ge­hen wo Men­schen sind.“

Repor­ter: „Bei­ßen Fische eigent­lich immer an?“

Kaplan: „Lei­der nicht, es gibt Zei­ten, da bei­ßen die Fische ein­fach nicht an, aber es gibt auch ande­re Tage, da bei­ßen sie sofort.
Wenn man Men­schen­fi­scher wird, wenn man Men­schen für Jesus gewin­nen will, dann ist das genauso.
Es gibt Zei­ten im Leben eines Men­schen, da sind die ein­fach nicht offen für Jesus. Und dann gibt es wie­der ande­re Zei­ten, da reagie­ren sie sofort auf die ers­te Verkündigung.“

Repor­ter: „Was kann man da machen?“

Kaplan: „Manch­mal muss man einen Tag vor dem eigent­li­chen Angel­tag die Fische anfüt­tern, dann wis­sen sie, da gibt es etwas Gutes zum Fres­sen. So ist es auch bei den Men­schen. Man muss appe­tit­an­re­gen­de Maß­nah­men ergrei­fen. Man muss die Leu­te auf den Geschmack brin­gen, damit sie mer­ken, dass es sich lohnt, zu Jesus zu kommen.“

Repor­ter: „Fische bei­ßen ja auch nicht bei jedem Köder an oder?“

Kaplan: „Das stimmt, nicht jeder Fisch reagiert auf den glei­chen Köder. Es gibt Fische, da brauchst du einen Wurm am Angel­ha­ken. Es gibt ande­re Sor­ten von Fischen, da muss ein auf­ge­weich­tes Brot­stück­chen am Angel­ha­ken sein, damit die Fische anbei­ßen. Und wenn du einen kapi­ta­len Hecht fan­gen willst, dann musst du vor­her einen klei­nen Fisch fan­gen, der an den Angel­ha­ken kommt. Auf einen Wurm reagiert ein Hecht nicht.“

Repor­ter: „Ja, aber wie ist das bei Menschen?“

Kaplan: „Bei Men­schen die man für Jesus gewin­nen will, ist es oft ähn­lich. Nicht alle Men­schen reagie­ren auf den glei­chen „Köder”. Es gibt Men­schen, die sich z.B. sehr für die Bibel inter­es­sie­ren. Für die muss man eben einen Bibel­kreis anbie­ten. Man muss sehr dar­auf ach­ten, wor­auf die Leu­te reagie­ren. Das ist auch heu­te wich­tig, wenn man Men­schen­fi­scher sein will.“

Repor­ter: „lch den­ke, Fische bei­ßen oft ja nicht sofort an?“

Kaplan: Oh ja, die wich­tigs­te Eigen­schaft, die ein Ang­ler wohl haben muss, ist Geduld. Da hast du die Angel aus­ge­wor­fen in den See oder in einen Fluss, und dann heißt es: War­ten, war­ten, war­ten, … irgend­wann wird es schon lang­wei­lig. Und dann plötz­lich beißt einer an. Dann musst du schnell sein, die Lei­ne anzie­hen und den Fisch raus­ho­len.  Beim Men­schen­fi­schen muss man viel Geduld haben. Man muss war­ten kön­nen, bis ein Mensch soweit ist, dass er für Jesus gewon­nen wer­den kann.“

Repor­ter: „Wie bringt man denn die Fische aus dem Wasser?“

Kaplan: „Wenn man einen dicken Hecht an der Angel hat, dann darf man den nicht sofort an Land zie­hen. So ein Hecht reißt sich sonst los und ver­letzt sich dabei sogar noch. Nein, dem muss man erst lan­ge Lei­ne las­sen. Der muss sich erst aus­to­ben, und dann, wenn er müde gewor­den ist, kannst du ihn an Land ziehen.

Das ist bei Men­schen auch so. Wenn man Men­schen für Jesus gewin­nen will, dann hat einer viel­leicht schon „ange­bis­sen”: er ist in sei­nem Her­zen schon ange­rührt wor­den. Aber er braucht viel­leicht noch eine lan­ge Lei­ne, dass er sich gut dafür ent­schei­den kann. Aber irgend­wann kannst du ihn end­gül­tig für Jesus gewinnen.“

Repor­ter: „lch habe jetzt schon gese­hen, es ist nicht ganz leicht Men­schen­fi­scher zu sein.“

Kaplan: Ja, das stimmt — aber das geht allen so. Petrus und die ande­ren Jün­ger haben eine gan­ze Nacht erfolg­los gefischt; erst auf das Wort Jesu hin war ihr Fisch­fang erfolg­reich. Damit möch­te Jesus uns zei­gen, dass wir auf ihn schau­en sol­len. Bei ihm dür­fen wir in die Leh­re gehen. Wir dür­fen mit ihm gehen, ihm nach­fol­gen und bei ihm abschau­en, wie man Men­schen für den Glau­ben gewin­nen kann. Allei­ne schafft das kei­ner. Jesus sagt zu Petrus: „Fürch­te dich nicht!“ Petrus soll auf Jesus ver­trau­en. Jeder der Men­schen­fi­scher sein will, also Leu­te für Jesus gewin­nen will, braucht das Hand­werk­zeug; er braucht aber auch die Ver­bun­den­heit mit Jesus. An einer ande­ren Stel­le im Evan­ge­li­um sagt Jesus: „Getrennt von mir, könnt ihr nichts voll­brin­gen.“ Jesus nach­fol­gen, auf sein Wort hören, auf sein Wort ver­trau­en, wie es Petrus getan hat, dann kann der Fang erfolg­reich sein, auch wenn man viel Geduld braucht.“

Repor­ter: „Lie­ber Herr Kaplan, das war jetzt ja sehr inter­es­sant. Jetzt weiß ich, was es bedeu­tet Men­schen­fi­scher zu wer­den. Jetzt kann ich mei­nen Arti­kel schrei­ben. Ich dan­ke ihnen ganz herzlich.“

Kaplan: „Moment, ich habe noch einen kon­kre­ten Geheim­tipp für Sie. Erzäh­len Sie ihn bit­te nie­mand wei­ter. Sie haben bestimmt schon ein­mal gehört, dass der Erfolg eines Fisch­fangs auch vom Wet­ter abhängt? So ist es auch beim Men­schen­fi­schen. Man braucht gutes Wet­ter. Und um gutes Wet­ter kann man beten – beten, beten und noch­mals beten. Amen.

 

📅 9. Februar 2022