Messe aus handschriftlichen Partituren wieder aufgeführt
Wiederaufführung einer Messe aus alten Handschriften der Kirchenchöre von St. Martin und St. Michael zum Gottesdienst Ein ganz besonderes Geschenk bekamen die Kirchenchöre von St. Martin und St. Michael von der Cembalistin Johanna Schmid-Eiband aus Stötten aus dem Nachlass ihrer Eltern. Sie übergab uns ein dickes Bündel Kirchenmusikhandschriften des 19. Jahrhunderts. Die meisten davon waren von den Kopisten, die gleichzeitig Schullehrer in Bertoldshofen und Oberdorf waren, signiert und zum Teil mit der Ortsbezeichnung versehen. Die Aufgabe des Chorleiters (und Organisten) gehörte noch bis in die Mitte des 20. Jh. zu den Pflichtaufgaben der Schullehrer, und nachdem Drucke selten verfügbar und teuer waren, mussten die Schullehrer die Noten von Hand abschreiben. In beiden Kirchenchorarchiven waren so alte Noten nicht mehr erhalten geblieben und so freuen wir uns sehr, jetzt ganz sicher belegen zu können, was unsere Chöre vor 200 Jahren sangen und wie die Orchesterbesetzung zu den Hochfesten war. Die Bertoldshofener musizierten meist mit einem Kirchenorchester mit 2 Violinen, 2 Hörnern (Bass) und Orgel. In Oberdorf gab es mehr Platz auf der Empore und damit die Möglichkeit zu größeren Besetzungen. So zeigt das Material von Schmoeger, Schullehrer zu Oberdorf um 1832, bei einer Messe von Bühler eine große Orchesterbesetzung mit Flöte, 2 Klarinetten, 2 Hörnern, 2 Trompeten, Pauken und Streichern. Die Messe C‑Dur des Linzer Domorganisten Johann Baptist Schiedermayr (1779–1840) für vierstimmigen Chor, Solisten, 2 Violinen, Violon ad libitum, 2 Hörner und Orgel ist sowohl in Bertoldshofen als auch in Oberdorf vorhanden und wurde von beiden Chören in den 1820er Jahren aufgeführt. Jürgen Lehmann hat noch fehlende Stimmen aus der Bayerischen Staatsbibliothek besorgt und die Noten spartiert und in moderne Notenschrift gesetzt. So bot sich die spannende Gelegenheit, diese Wiederaufführungen der Schiedermayr-Messe nach 200 Jahren u. a. am 9. Juli in St. Magnus mitzuerleben. Jürgen Lehmann |
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