Nachhaltiger Urlaub
Ist ein nachhaltiger Urlaub wirklich möglich?
Die Länge des Urlaubs, die Entfernung des Ziels, das genutzte Verkehrsmittel und dein Verhalten vor Ort sind nur einige Stellschrauben deinen Urlaub nachhaltiger zu gestalten.
Anstatt weit weg zu fahren oder zu fliegen, ist ein neuer Trend (16.) in der Region zu bleiben. Genieße alles, was du am Urlaub liebst und befreie dich von dem, was beim Reisen Stress und Umweltzerstörung verursacht. Vor einer Fernreise geht viel Zeit verloren, während du Angebote vergleichst und aufwändig planst. Ganz abgesehen vom CO2 Ausstoß.
Auch alternative Abenteuer mit Übernachtung im Freien, Wohnungstausch und vieles mehr können nachhaltig für die Umwelt und auch für die persönliche Psyche sein.
1. Nahe Reiseziele
Eine Stadtführung in der eigenen Stadt wahrnehmen, im Nachbarort campen statt m Ausland, in der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zur Endstation fahren, dort die Gegend erkunden – und dann zu Fuß nach Hause wandern. Siehe auch Stayactions (15).
Fernwanderwege und Radwege in Deutschland bieten dir die Möglichkeit, auch in nächster Umgebung beeindruckende Landschaften zu erkunden.
Urlaub im Kloster, eine Auszeit der besonderen Art.
2. Dauer und Frequenz
Besser einmal 3 Wochen anstatt 3 mal 1 Woche Urlaub à Weniger Anfahrt, weniger Neubezug
3. Nachhaltigere Verkehrsmittel
- 1. Priorität: Am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad (siehe nachhaltig unterwegs in der Natur)
- 2. Priorität: Bus und Bahn
- 3. Priorität: Auto: an der besten Fahrgemeinschaft, Carsharing, Elektrisch mit grünem Strom laden
- 4.Priorität: Flugzeug: enormer CO2 Ausstoß; möglichst meiden!
Sich Ziele in der Nähe zu suchen hat noch einen zweiten Vorteil: Man kann sie mit der Bahn oder mit dem Bus erreichen oder sogar zu Fuß oder mit dem Rad.
Vor Ort Mietwagen meiden: besser öffentlich oder mit Fahrrad oder E‑Bike mieten.
4. CO2-Verbrauch ausgleichen
Das Geld wird bei Klimaschutzprojekten eingesetzt, um Treibhausgase zu binden. Man pflanzt zum Beispiel Bäume oder nässt trockengelegte Moore neu ein, denn diese binden CO2. Auch gibt es Projekte, die den Ausbau erneuerbarer Energien fördern und so Emissionen verhindern.
Kann man den CO2 Ausstoß einer Flugreise wirklich kompensieren?
CO2 Kompensation folgt immer im Nachhinein. Die Projekte die CO2 einsparen sollen werden erst gebaut, die Bäume erst gepflanzt. Bis dies zu einer CO2 Einsparung führt, wirkt das durch mich ausgestoßene CO2 klimaerwärmend. Viele durch Kompensation geförderte Projekte führen nicht immer zur gewünschten CO2 Einsparung. Gepflanzte Bäume werden oft nach einigen Jahren nicht mehr „betreut“ und könnten dann wieder abgeholzt werden oder fallen einem Waldbrand wegen des heißen Klimas zum Opfer. Viele Projekte führen jedoch wirklich zu einer nachhaltigen CO2 Bindung.
Gar nicht Fliegen ist besser als Fliegen & Kompensieren. Aber zu fliegen ohne zu kompensieren ist am schlechtesten.
Zwei gut bewertete Portale für CO2 Kompensation:
- gemeinnützig, strebt einen Konsens über „wahre Kosten“ an (sozio-ökologsche Folgekosten)
- Gelder fließen in regional-lokale Nachhaltigkeits-Projekte
- Mit Preis „Projekt Nachhaltigkeit 2018“ ausgezeichnet
- gemeinnützig
- mehrfacher Testsieger
- Geschäftsberichte einsehbar
- Testsieger bei Stiftung Warentest 2018 („sehr gut“)
5. Siegel checken
Die Reisebranche kann sich noch immer kaum auf Siegel einigen, an denen man erkennen kann, wann sanfter Tourismus vorliegt. Es gibt Dutzende von Siegeln für bessere Reisen, doch nur wenige sind sinnvoll. Dennoch drei wichtige Beispiele:
- TourCert: Die Zertifizierung berücksichtigt ganzheitlich ökologische und soziale Kriterien von Reiseveranstaltern, Reisebüros und Unterkünften. tourcert.org
- Viabono: Fördert auf Initiative des Bundesumweltministeriums nachhaltigen Tourismus, ist etwa bei Unterkünften, Campingplätzen, Kanuanbietern oder Naturparks zu finden. viabono.de
- Blaue Flagge: Zeichnet in 40 Ländern nachhaltige betriebene Gewässer aus, etwa Sportboothäfen und Badestrände an Binnengewässern. blaue-flagge.de
Guter Ausgangspunkt: Siegelseiten ansteuern und dort die Listen der Teilnehmer als Grundlage für das Planen von Reisen verwenden.
6. Bio-Hotel, Bio-Bauernhof und Co.
Bio-Domizile sind anders: Bio-Hotels Bio-Bauernhöfe und Bio Campingplätze gehen beispielsweise bewusster und sparsam mit Ressourcen um, reduzieren den Müll und servieren beim Essen bevorzugt regionale Bio-Küche.
7. Wohnungstausch
Die eigene Wohnung mit einer anderen Person oder Familie tauschen, um in der Wohnung der jeweils anderen Person Urlaub zu machen – das ist das Prinzip des Wohnungstauschs. Seine Wohnung einem Unbekannten zur Verfügung zu stellen ist jedoch nicht unbedingt jedermanns Sache, aber es lohnt sich – nicht nur finanziell.
Die Vorteile im Überblick:
- Du sparst dir die Kosten für eine Unterkunft am Zielort deines Urlaubs.
- Du reist nachhaltiger als in einem Hotel, denn private Unterkünfte haben eine niedrigere Klimabilanz als große Hotels
- Durch den Wohnungstausch hast du die Möglichkeit deinen Urlaubsort auf eine ganz andere Art zu erkunden
- Du musst weniger Gepäck mitnehmen, denn nahezu alles, was du benötigst, ist bereits vor Ort.
- Je nach Herkunft des Tauschpartners bereist du Gegenden, die du vielleicht sonst nicht entdeckt hättest und bekommst wertvolle „Insider-Tipps“.
8. Spezialisten befragen
Sanfter Tourismus liegt im Trend und spezialisierte Portale bieten übersichtliche Informationen zu nachhaltigeren Reisen.
Wer hat schon ewig Zeit und Lust sich seinen Urlaub im Internet mühevoll zusammenzusuchen?
9. Nachhaltig unterwegs in der Natur
- Respektiere die Natur und Tierwelt und bleib deshalb auf den ausgewiesenen Wanderpfaden. Nicht umsonst heißt es auf zahlreichen Hinweisschildern „Abschneider zerstören die Natur.“
- Nimm deinen Müll wieder mit.
- Trinkflaschen für unterwegs sollten nicht aus Aluminium oder Plastik mit dem für Gesundheit und Natur schädlichen Bisphenol A (BPA) hergestellt werden.
- Fotos sind eine schöne Erinnerung an die Wandertour, Blumen solltest du dagegen nicht pflücken und mit nach Hause nehmen.
- Wähle keine Modeziele. Wo wir in Scharen einfallen, nerven wir auch unsere Mitmenschen.
10. Lokale Wirtschaft unterstützen
- Nicht All Inclusive, lieber kleine Unternehmen, damit mehr Geld im Land bleibt.
- Oder gleich ein Homestay buchen: Dabei wohnst du bei einer einheimischen Familie. So unterstützt du nicht nur die Leute vor Ort, sondern erlebst auch die Kultur des Landes hautnah mit. Win-win also!
- Trinkgelder geben.
- Konsumiere bei lokalen Anbietern: Auch an Straßenständen oder in kleinen, unscheinbaren Restaurants isst man meist viel besser und gesünder als in weltweit vertretenen Fastfoodketten – und hat zudem die Chance auf ein spannendes Tischgespräch mit den Einheimischen.
- Wenn du einen heimischen Guide oder Taxifahrer engagierst, können die Einheimischen profitieren.
11. Wasser sparen
Achte auch in den Ferien auf einen geringen Wasserverbrauch, gerade in südlichen Ländern. Dusche auch im Urlaub nicht übermäßig lange und verwende deine Handtücher mehrere Tage hintereinander, damit sie nicht so oft gewaschen werden müssen.
12. Mit wenig Gepäck reisen
Ob Auto oder Flugzeug: Je schwerer Taschen und Koffer, desto mehr CO2 fällt auf der Fahrt in den Urlaub an. Beim sanften Tourismus packst du nur so viel ein, wie wirklich nötig ist.
Weiterer Vorteil: Du musst weniger Wäsche schleppen. Und anschließend auch weniger waschen.
13. keine Klimaanlage
Die Klimaanlage im Hotelzimmer (und nicht nur dort) in einer der größten Stromfresser. Lässt sich die Benutzung nicht völlig vermeiden, achte darauf, die Klimaanlage beim Verlassen des Zimmers abzuschalten und die Raumtemperatur nicht auf zu niedrige oder zu hohe Werte zu regulieren. Ein Eisschrank am Badeort ist auch nicht besonders gesund …
14. Vermeide Müll, besonders Plastik
- In vielen Entwicklungsländern fehlt hierfür das Bewusstsein. Das macht es zwar schwer, gleichzeitig ist es aber eine Chance vor Ort für Aufklärung zu sorgen.
- Leitungswasser nutzen, wenn möglich. Wenn Wasser gekauft werden muss, dann in großen Behältern und dann umfüllen in eine kleinere Falsche.
- An CleanUp Kampagnen vor Ort beteiligen
15. Wertschätzung für Land und deren Bewohnern
- Mach dich mit deinem Reiseziel vertraut.
- Sag Nein zu Tierquälerei: Meide Shows, die mit tanzenden Affen werben, Elefanten, die als Reittier den ganzen Tag Touristen herumtragen müssen oder Tiger, die in einem Käfig darauf warten, dass du ein Foto mit ihnen machst. Denn nur, wenn solche Angebote niemand mehr in Anspruch nimmt, wird diese Tierquälerei aufhören.
16. Staycation oder alternative Abenteuer
„Staycation“ besteht aus den englischen Wörtern stay (bleiben) und vacation (Urlaub). Es steht für einen aktuellen Urlaubstrend: Anstatt weit weg zu fahren oder zu fliegen, verbringst du die freie Zeit in deiner Region. Genieße alles, was du am Urlaub liebst und befreie dich von dem, was beim Reisen Stress und Umweltzerstörung verursacht.
Deine Staycation fängt in dem Moment an, in dem der letzte Arbeitstag beendet ist. Vor einer Fernreise geht viel Zeit verloren, während du Angebote vergleichst und aufwändig planst. Ganz abgesehen vom CO2 Ausstoß.
- Staycation für Wellness-Liebhaber
Lass es dir gut gehen und nimm dir einfach Zeit für dich und deinen Körper. Z.B. mit Fußmassage, Partnermassage, Gesichts- und Haarkuren.
- Staycation für Gourmets
Was gibt es Schöneres, als im Urlaub richtig zu schlemmen? Koche und backe während deiner Staycation Menüs, die dir im Alltag zu aufwändig sind. Mit regionalen und saisonalen Zutaten kannst du immer wieder neue Rezepte ausprobieren. Auch ins Einkaufen kannst du Urlaubsabwechslung bringen: Wie wäre es mit einem Fahrrad-Ausflug zu einem Bio-Hof in der Nähe?
- Staycation: Absolute Entspannung
Auch wenn du zu Hause bleibst: Es ist dein Urlaub! Den Urlaub an einem anderen Ort nutzt du auch nicht, um Steuererklärung, Haushalt oder Erledigungen zu tätigen – nimm dir die Zeit zu Hause deshalb komplett frei. Schlafe aus, lies Bücher, meditiere, gehe spazieren oder tu einfach gar nichts, wenn dir danach ist.
Solange du es genießt, ist es keine verschwendete Zeit, sondern reine Entspannung.
- Staycation für Entdecker*innen
Staycation: Die ideale Zeit für Mikroabenteuer.
Nun hast du Zeit für die Unternehmungen, bei denen du bisher immer gesagt hast: „Das müsste man auch mal machen!“
Auch wenn deine Region keine spektakulären Sehenswürdigkeiten bereithält, gibt es einiges zu erleben. Übernachtung in der freien Natur. Wenn du ein Zelt, ein Kanu oder anderes Equipment für deinen Ausflug brauchst, frage Freunde oder nutze Social-Media-Gruppen. Indem du solche selten benötigten Dinge ausleihst, schonst du aktiv die Umwelt.
- Staycation für Bastler*innen
Staycation bietet Zeit für Kreativität. Das Nähprojekt, das du schon so lange aufschiebst, das Möbelstück, das du schon so lange bauen wolltest: Jetzt hast du Zeit dafür. Vielleicht hast du aber auch Lust, etwas ganz Neues zu lernen.
Das Wichtigste ist, dass du Spaß an der Sache hast. Wenn du kein Freund von Renovierungsarbeiten bist, verschwende nicht deinen Urlaub mit solchen Arbeiten. Aber wenn du es liebst, deine Wohnung umzugestalten, verleihe deiner Wohnung einen neuen Look.
- Staycation und Tapetenwechsel
Staycation im Tiny House?
Wenn du in deinen eigenen vier Wänden nicht zur Ruhe kommst oder einfach Lust auf einen Tapetenwechsel hast, wie wäre es mit einem Wohnungstausch? Oder ein Tiny House oder ein Baumhotel? Eine andere Option ist es, eine Ferienwohnung oder ein Hotelzimmer in deiner Region zu buchen. Auch dabei verlässt du die gewohnte Umgebung, genießt sogar einige Services, aber hast keine weite Anreise.
Klimastammtisch immer am 3. Freitag im Monat um 20.Uhr
Infos und Anmeldung unter: www.pg-mod.de
Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie auf den folgenden Internetseiten (Auswahl)
Kompensieren: https://utopia.de/ratgeber/fliegen-co2-kompensation-ausgleich/ Wohnungstausch: https://utopia.de/ratgeber/wohnungstausch-statt-ferienwohnung-urlaub-in-fremden-vier-waenden/ Grüne Reiseanbieter: https://utopia.de/ratgeber/oekologisch-reisen-reiseanbieter-oeko-urlaub/ Kloster: https://utopia.de/ratgeber/urlaub-im-kloster-eine-auszeit-der-besonderen-art/ Sozial Verträglich Reisen: https://www.urlaubspiraten.de/tourismus/know-how/nachhaltig/
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