E‑Auto — Faktencheck

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Beim Klimastammtisch der Pfarreiengemeinschaft am 16. Juli zur E‑Mobilität konnten viele Fragen erörtert und Bedenken ausgeräumt werden.
So hat es manchen erstaunt, dass der zusätzliche Stromverbrauch durch E‑Autos nur 10% beträgt, wenn 50% aller Autos durch E‑Autos ersetzt werden, auf ein Jahr gesehen wäre das sogar nur ca. 1 %. Auch die Effizienz des E Autos ist beeindruckend: Ein E‑Auto fährt mit der gleichen Energiemenge dreimal so weit, wie ein Verbrenner oder ein Wasserstoffauto. Wenn man erfährt, dass ein Wasserstoffauto eigentlich auch ein E‑Auto ist mit zusätzlichem Tank und mehrfacher Energieumwandlung, hat dies auch eingeleuchtet. Was man sonst auch selten hören kann ist, dass Batterien von E Autos zur Stabilisierung unseres Stromnetzes gerade beim Ausbau der erneuerbaren Energien dienen könnten. Damit können E‑Autos zukünftig im geparkten Zustand Geld verdienen. Die Schnittstellen sind bereits entwickelt, es fehlen nur noch die gesetzlichen Rahmenvorgaben. Allen wurde klar, dass unsere zukünftige Regierung endlich mal aufs Tempo drücken müsste um die Zukunft nicht länger zu verschlafen…
Hier die Fakten im Einzelnen:
Batterie E‑Auto 15–20 kWh auf 100 km. Verbrenner Auto 4,5 bis 6 l auf 100 km = 45 — 60 kWh = dreifache Menge. Mit einem E‑Auto kann man mit der gleichen Energiemenge dreimal so weit fahren. |
Eine E‑Auto Batterie enthält Lithium und Kobalt, beide sind keine seltenen Erden. [1] Seltene Erden sind z.B. in Handys enthalten. |
Gewinnung in Chile (20% der Weltproduktion) mit Wasserverdunstung in der Atacama-Wüste, Australien (>50%) gewinnt Lithium im Bergbau. Weitere Länder sind China, Argentinien und bald auch Portugal, Österreich und Deutschland. [3] Chile hat Kupferbergbau mit 60 Millionen m³ Süßwasserverbrauch, in der Landwirtschaft werden zum Bewässern 27 Millionen m³ Süßwasser verbraucht, für die Lithiumgewinnung werden 3,3 Millionen m³ Salzwasser verbraucht. Angaben jeweils pro Jahr. [3] Es wird intensiv daran geforscht, den Wasserverbrauch zu verringern. Für das Lithium in einer großen Autobatterie braucht man derzeit im Beispiel Chile so viel Wasser wie für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch. [1] |
Kinderarbeit muss weltweit angegangen werden. Es müssen Mindestlöhne gezahlt werden, damit Eltern von ihrer Arbeit eine Familie ernähren können. Kobalt wird derzeit nur zu 8% für E‑Autos verwendet. Weitere Anwendung sind in der Stahlhärtung für Autos mit Verbrennungsmotoren, in Kurbelwellen, Nockenwellen, Katalysatoren, sowie für Flugzeugturbinen, Gasturbinen, Trocknungsmittel in Farben. [1/2] Batterien für E‑Autos können bald auch (2025) ohne Kobalt hergestellt werden. [2] In Schokolade enthaltener Kakao wird zum Beispiel zu 30% in Kinderarbeit hergestellt. |
Der CO2 Rucksack hängt sehr vom Herstellungsort und den dort verwendeten Energiequellen ab. E‑Autos und Batterien werden z.B. bei VW und Tesla weitgehendst aus erneuerbaren Energien hergestellt und haben einen kleinen CO2 Rucksack. Kraftstoffe wie Diesel und Benzin haben einen nicht unerheblichen CO2 Rucksack der meistens nicht beachtet wird. Dazu kommen die vielen Umweltkatastrophen bei der Gewinnung und dem Transport. Siehe auch Ölsandabbau in Kanada mit verheerenden Umweltschäden. https://www.planet-wissen.de/technik/energie/erdoel/pwieoelsandabbauinkanada100.html Auch gab es verheerende Kriege um Erdöl und Erdgas. Aktuell gibt es Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei um Erdgasvorkommen im Mittelmeerraum. Unter dem Eis der Arktis liegen reichhaltige Rohstoffvorkommen. Auch hier nehmen gefährliche Spannungen zwischen den Anrainerstaaten zu. Russland rüstet in der Region bereits massiv auf. |
Wenn in Zukunft alle Autos (50% des derzeitigen Bestandes) elektrisch fahren würden, würde sich der derzeitige Stromverbrauch in Deutschland um ca. 10% erhöhen. [1] Bestand 2020, 50 Millionen, Neuzulassung 2020, 3 Millionen Autos. Wären zukünftig alle Neuzulassungen E‑Autos, würde sich der Stromverbrauch um ca. 1% jährlich erhöhen. Deutschland exportierte 2020 netto 3,9 % seines erzeugten Stromes. [4] Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts schon sehr bald deutlich schneller erfolgen. Es ist also genügend Strom für einen schnellen Wechsel auf E‑Autos vorhanden. Zusätzlich können Batterien von E‑Autos zukünftig zur Stabilisierung des Stromnetzes verwendet werden. Stichwort bidirektionales Laden und Schwarmspeicher (V2G, V2H). Batterieautos können zukünftig auch an der Tankstelle, auf dem Parkplatz oder während der Fahrt auf Autobahnen berührungslos (induktiv) aufgeladen werden. |
Wasserstoffautos benötigen zum Fahren im Vergleich zum Batterieauto etwa die dreifache Menge an Energie und werden deshalb ein Nischenprodukt bleiben. [1] Wenn wir die Energie mit Windrädern bereitstellen würden, müssten wir dreimal so viel Windräder aufstellen. Deshalb sollte Wasserstoff zukünftig im Verkehr nur für wenige Ausnahmen verwendet werden (z.B. für Flugzeuge, Schiffe). Es fahren bereits Züge mit Wasserstoff, aber auch dort wird sich vermutlich die Batterie durchsetzen, wenn keine Oberleitungen gebaut werden können. Wasserstoffautos haben keine Möglichkeit zur Stabilisierung des Stromnetzes oder zur Unterstützung im Heimbereich. |
Viele E‑Autos haben mittlerweile eine Reichweite von über 300 km. Zusätzlich können sie schnell (20–60 min) an Gleichstrom- oder über 2 – 3 Stunden an Wechselstromladestellen geladen werden. Es gibt immer mehr öffentliche Ladestellen. Das Laden zuhause ist ohne Probleme auch mit kleiner Ladeleistung über Nacht möglich. Probleme sehe ich momentan nur da, wo keine Lademöglichkeit am Wohnort geschaffen werden kann (Mehrfamilienhaus mit Parken am Straßenrand). Hier muss die entsprechende Infrastruktur in Zusammenarbeit mit dem Netzbetreiber und der Gemeinde noch dringend nachgerüstet werden. Stichwort Laden an der Straßenlaterne oder zukünftig auch induktiv auf dem Parkstreifen vor dem Haus. |
Klimastammtisch immer am 3. Freitag im Monat um 20.Uhr
Infos und Anmeldung unter: www.pg-mod.de
Datenquellen
[1] Prof. Dr.-Ing. habil. Volker Quaschning c/o HTW Berlin, https://taz.de/Energieprofessor-Volker-Quaschning-im-Interview/!171415/ [2] Hans-Josef Fell, Energy Watch Group, Mitverfasser des EEG 2000, https://hans-josef-fell.de/kaufen-sie-ein-e-auto-und-keinen-umweltschaedlichen-verbrenner/ [3] Energiewende EU, https://energiewende.eu/kurzinfo-verkehrswende-lithium/ [4] Bundesnetzagentur, https://www.smard.de/page/home/topic-article/444/202398
(Fritz Hindelang, Marktoberdorf, Stand 08.07.2021) |